Individuelle Medikamente sind wie individuelle Medizin die Zukunft der Menschen und vielleicht irgendwann auch der Tiere. Für individuelle Medikamente und individuelle Medizin gibt es gute Gründe und einige davon wollen wir uns etwas genauer ansehen.
Sind Pharmazie und Medizin männlich?
Jede etwas kleinere und sehr leicht gebaute Frau kennt das Problem: irgendwann wird ihr schlecht von einer Medikamentendosis. Die Dosis bei den Medikamenten gibt es meistens nach Alter – ab 6 Jahren, ab 14 Jahren und Erwachsene! Wohin gehört eine Frau mit 1,58 Metern und 48 Kilo mit 40 Jahren? Zu den Erwachsenen? Kann eine schlechte Idee sein. Mit der Dosis für Kinder ab 14 ist man bei den obigen Körpermassen auf der verträglicheren Seite.
Woher kommt diese Idee? Erwachsen sind auch Männer mit 1,80 Metern und 90 oder mehr Kilo. Außerhalb der Gynäkologie sind die meisten Freiwilligen für Medikamententests seit Jahrzehnten männlich, erst in den letzten Jahren ändert sich dies.
Dass die Medizin mehr nach dem Geschlecht gehen sollte, zeigt sich als Beispiel beim Herzinfarkt. Ein Infarkt bei Frauen läuft deutlich anders ab als bei Männern.
Auf der anderen Seite bleibt Brustkrebs bei Männern länger unentdeckt, weil Männer viel seltener Brustkrebs bekommen als Frauen. Gerade 1 Prozent aller Brustkrebsdiagnosen betrifft Männer. Von 70550 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland sind dies rund 700 Männer. Heute gibt es eine ansehnliche Bewegung, die mehr geschlechtsabhängige Medizin fordert. Insbesondere auch in der Wissenschaft. Denn die meisten Ansätze stammen aus einer Medizin, die Männer im Fokus hatten. Bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts galt der männliche Körper als medizinisches Modell. Man ging einfach davon aus, dass die körperlichen Prozesse bei Männern und Frauen gleich sind.
Heute weiß man, das stimmt nicht! Und zwar auch außerhalb der Gynäkologie. An Medikamententests nahmen bis tief in die 90er Jahre fast ausschließlich Männer teil.
Gendermedizin ist also keine neumodische Erscheinung, sondern basiert schlichtweg auf unterschiedlichen biochemischen Abläufen im Körper von Menschen unterschiedlichen Geschlechts. Es geht auch nicht um Gleichberechtigung (auch wenn das immer eine gute Sache ist), sondern um Gesundheit.
Weg von der geschlechtsabhängigen Medizin gibt es aber auch noch den Weg der individuellen Medizin und Pharmakologie.
Jeder Mensch hat andere genetische Bausteine und diese Bausteine können bei derselben Krankheit für unterschiedliche Krankheitsverläufe sorgen. Auch Umwelteinflüsse und unsere Ernährung beeinflusst einen Krankheitsverlauf. Krank werden wir alle mal, nur kann die Krankheit absolut unterschiedliche Verläufe nehmen. Genetik, das Alter, das Geschlecht und der Lebensstil sind individuell unterschiedlich.
Als Beispiel gelten bestimmte Medikamente bei Brustkrebs, die früher breit angewendet wurden und heute nur noch bei ganz bestimmten Tumorzellen verwendet werden.
Sogenannte Hochdurchsatzverfahren entschlüsseln heute schnell ganze Genome von Tumoren. Dazu kommt, dass ein Patient unterschiedliche Tumore mit unterschiedlichem Genom haben kann. Diese Ansätze sorgen wiederum für eine Pharmakologie, die individuell abgestimmt für den einzelnen Patienten Medikamente liefern kann. Solche individuell erstellte Medikamente sind in der Arzneimittelforschung heute im Zentrum der Aufmerksamkeit. Medikamente auf der Basis von individuellem Genom, molekularbiologischer Analyse von DNA und mRNA und die Biochemie für Schlüsselproteine stehen heute im Fokus der Forschung.
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Bildquelle: JMG pixelio de
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