Viele schimpfen gerne auf die digitale Welt – frei nach dem Motto „digital macht doof“. Ist das wirklich so? Die Antwort vorweggenommen: Eine digitale Welt macht den Lernprozess schneller und deutlich angenehmer!

Digitale Welt und der Schulweg

Wie schwer war Ihre Schulmappe oder Ihr Rucksack in den 70ern, 80ern oder 90er Jahren? Vier Stunden Unterricht am Morgen bedeuten vier Bücher. War da zum Beispiel Geografie darunter, konnte man einen ganzen Atlas in die Schule schleppen. Ein paar Kilo wog der durchschnittliche Schulrucksack bereits in der ersten Klasse, in der 11. Klasse war das Gewicht dann mehrfach multipliziert.

1990 wog ein gefüllter Schulranzen in der 1. Klasse zwischen 3 und 5,5 Kg. Im Jahre 2024 liegt das durchschnittliche Gewicht bei 1,5 bis 3,5 Kilo.

In der 11. Klasse wog der Schulrucksack 1990 zwischen 5 und 10 Kilogramm. 2024 sind es nur noch 3 – 7 Kilogramm.

Diese Daten stammen aus Lehrerkonferenzen. Die Bandbreite ist relativ groß, weil man unmöglich sagen kann, was ein Teenager in der 11. Klasse in den Rucksack steckt. Neben dem eigentlichen Gewicht des Inhalts des Schulrucksacks oder des Schulranzens kommt noch das Eigengewicht des Rucksacks hinzu. Dennoch sieht man eine Tendenz zu leichteren Rucksäcken.

Sind Schulbücher großen Teils digital verfügbar und liegen die Papierausgaben zu Hause für die Hausaufgaben, dann werden aus vier Bücher für vier Stunden Unterricht: ein Tablet. Heutige Bildschirme sind schon so perfektioniert, dass das alte „Bildschirm ist schlecht für die Augen“ nicht mehr stimmt. Schlecht ist allerdings die Idee, die Bücher auf dem Smartphone zu lesen, die kleine Schrift kann tatsächlich langfristig schlecht für Kinderaugen sein. Das Smartphone sollte der Freizeit vorbehalten sein.

Was wir also sehen: der Schulweg verändert sich durch die digitale Welt.

Digitale Welt und Unterricht

Wer in seinem Leben schon unterrichtet hat und dabei nicht bei Kindern, sondern in der Erwachsenenbildung tätig war, der weiß, dass Tafeln simpel die Pest sind. Die eigene Schrift wird mit Marker oder gar Kreide nicht lesbarer.

Heute können wir unsere Materialien digital vorbereiten, und zwar mit allen notwendigen Quellenangaben, Querverweisen, Bildmaterial etc. Direkt vom eigenen Laptop kann es per Knopfdruck an der Wand sichtbar gemacht werden. Der gute alte Fotokopierer kann umgangen werden, einfach Lernblätter oder Merkmaterialien per Mail gleichzeitig an die eigene Lerngruppe versenden und gut ist es. Ob die eigene Handschrift nur für einen selbst noch lesbar ist oder ob man schön schreibt, spielt keine Rolle mehr – das übernimmt Apple oder Windows.

Das Erklären komplizierter Zusammenhänge, zum Beispiel in der Architektur, dem Maschinenbau oder in der Anwendung von elektronischen Anlagen, kann mit VR-Brillen hautnah erlebt werden. Der Flugsimulator von gestern, an dem Piloten das Fliegen lernten, ist dank VR-Brillen heute überall spezifisch einsetzbar. Wo Fehler viel Geld kosten, sorgt VR für eine kostenneutrale Übungsumgebung.
Wo man früher den Brockhaus brauchte, wird heute in Datenbanken gesucht. Wer in Französisch oder Englisch eine Deklination vergessen hat, kann auch ChatGPT fragen.

Wer dreimal fragt, hat es beim vierten Mal noch im Gedächtnis präsent. Man wird nicht vergesslicher, nur weil man weiß, wo man nachfragen kann.

Allerdings gibt es auch Dinge, die auffallen – zum Beispiel funktioniert Kopfrechnen bei Generationen, die noch ein Taschenrechnerverbot in der Schule hatten, deutlich einfacher. Ob dies aber nur am Taschenrechnerverbot oder einfach an der eigenen Begabung liegt? Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Nicht alle Menschen dieser Generationen können deswegen gut rechnen. Genauso, wie nicht alle Menschen, die noch „schön Schreiben“ in der 1. Klasse hatten, heute schön schreiben. Manches ist einfach Unsinn und längst überholt.

Eine digitale Welt ist eine kleine Chance, mehr Menschen ähnliche Startbedingungen zu bieten. Das Suchen am richtigen Ort ist letztlich nicht vom Elternhaus abhängig. Allerdings sollten Schulen gesamtschweizerisch Schülern ein Tablet oder einen Laptop genauso aushändigen wie früher den Schulatlas. Damit ist Gleichberechtigung im Unterricht garantiert und ein Berufsalltag ohne Computer kann sich wohl kaum noch ein Mensch vorstellen.

Längst ist aus dem Mechaniker von gestern der Mechatroniker geworden.

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