Vor einigen Wochen waren es Rheinmetall-Aktien, die man einige Stunden lang für einen Apfel und ein Ei kaufen konnte. Dabei wird Rheinmetall zwangsläufig steigen. Wenn Europa aufrüsten muss, braucht Rheinmetall nicht die USA, um gut zu überleben.
Zölle gefährden aber nicht nur die Schwermetallindustrie, sondern auch die Pharmaindustrie.
Aktienkurse und Zölle
Eines vorweg: Börsen arbeiten weniger nach dem Prinzip „zuerst denken, analysieren und dann handeln“. Börsen sind wie Casinos und Sportwetten, im ersten Moment immer eine emotionale Sache.
Wenn die Zölle steigen, steigen die Preise. Zölle meinen nicht „ups, jetzt braucht niemand mehr Stahl“. Hohe Einfuhrzölle belasten in erster Linie die Verbraucher und Hersteller nur in zweiter Linie. Steigen die Zölle, steigen die Preise für den Endverbraucher. Aufgrund steigender Preise kann tatsächlich die Nachfrage sinken, weil sich weniger Endverbraucher ein Produkt noch leisten können. Der Hersteller muss aber den Preis für den Zoll weitergeben.
Nur weil Einfuhrzölle auf Medikamente erhoben werden, bedeutet dies nicht im Umkehrschluss, dass nun niemand mehr krank wird und niemand Medikamente kauft.
Dies gilt insbesondere für hochwertige Medikamente, die als Original besser funktionieren als Generika. Die steigenden Preise durch Zölle sind vor allem auch Preisfallen für Arme. Die Mittelklasse wird sich deswegen keine indischen Generika kaufen. Und Autos sind schon längst eher aus Plastik, denn aus Stahl.
Zu beachten ist, dass bei der Pharma die Streichung von Investitionen der USA in Gesundheitsprogramme und die WHO Auswirkungen haben.
Bei Einfuhrzöllen auf Stahl steigen die Preise für hochwertige technische Ersatzteile und Militärtechnik, zudem der Quadratmeterpreis von Hochhäusern. Wer die Bautechnik von Einfamilienhäusern in den USA kennt, weiß: Dort ist kein Stahl verbaut.
Panzer ohne Stahl gibt es nicht. Und die Pharma wird sich fangen. Genauso, wie in vier Jahren die USA wieder Mitglied der WHO werden und weitere Ideen die langfristig nicht überleben werden. Entweder sperren die US-Gerichte manche Initiativen oder es normalisiert sich durch den Zahn der Zeit.
Aktien sind langfristige Anlagen
Aktien sind langfristige Anlagen. Wer sich Aktien mit Geld kauft, das er morgen benötigt, der ist schlecht beraten. Wer aber billig Aktien kauft und fünf Jahre wartet, kann reale Gewinne einfahren. In weniger als vier Jahren wechselt die Regierung in den USA und damit werden sich auch die Spielregeln wieder ändern. Im 21. Jahrhundert funktionieren Wirtschaftsmechanismen aus dem 19. Jahrhundert nicht mehr und dies ist auch gut so.
Wer dies nicht glaubt, der verhängt in erster Linie Zölle für Arme. Die globale Wirtschaft ist letztlich tatsächlich der Garant für einen Wohlstand für alle. Auch ein Sozialhilfeempfänger ist in einer globalen Wirtschaft besser dran als in einer protektionierten Wirtschaft. Mehr Arbeitsplätze werden durch Handelszölle nicht geschaffen. Moderne Industriebetriebe sind robotorisiert, der Arme bleibt also arm, wenn er sich nicht weiterbildet, er bekommt nur weniger für sein Sozialhilfegeld als vorher.
Zu denken, wer Handelszölle einführt, gleicht die Inflation für die Armen durch höhere Sozialabgaben aus, der hat das einseitige Denken solcher schlauen Zeitgenossen nicht verstanden. Im 19. Jahrhundert waren Handelszölle normal, aber Sozialhilfe gab es praktisch in den meisten Ländern nicht. Wer im 19. Jahrhundert arm war, ging zur Suppenküche und zur Kirche, nicht zum Staat. Es ist die Globalisierung, die den modernen Sozialstaat überhaupt erst möglich macht.
Der Export der Pharmaindustrie der EU in die USA lag im vergangenen Jahr bei 90 Milliarden Euro. Ein Grund mehr, in den USA herzustellen? Nein, denn die Kosten für den Bau neuer Industriekomplexe usw. benötigen Jahre und sind langfristige Ausgaben. Dazu kommt überteuerte Industrietechnik in den USA – auch wieder wegen der Einfuhrzölle. Mehr Arbeitsplätze für schlecht Qualifizierte schafft man damit auch nicht. Zudem ist es eine schlechte Idee, Erpressungen nachzugeben.
Sollten Pharmaaktien nochmals fallen – kaufen Sie getrost, „aber“ mit Geld, was sie auch mal vier Jahre entbehren können. Nach dem Regen kommt immer Sonnenschein und nochmals werden sich die USA keine solchen wirtschaftlichen Genies leisten. Aber die Genies machen weiterhin Stürme im Wasserglas.
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Bildquelle: Markus Hein pixelio de
Quellenangaben: Investtrends