In der Pädagogik unterscheidet man zwischen vier Lerntypen und der Einbezug aller vier Lerntypen in die Lehrpläne von Lehrern oder Dozenten soll vor allem dem Lernenden zugute kommen.
Die vier Lerntypen sind:
- Auditiver Lerntyp
- Visueller Lerntyp
- Haptischer Lerntyp
- Kommunikativer Lerntyp
Diese vier Lerntypen entsprechen im übrigen auch den Marketing-Typen die seit den 70er Jahren verwendet werden. In der Lehre gehen die vier Lerntypen auf Frederic Vester zurück. Er hat die Lerntypen nach den Sinnesorganen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Tatsächlich ging man im Marketing schon seit Jahrzehnten davon aus, dass es Kunden gibt die beliebige Ware am Besten anfassen sollten. Andere wiederum reagieren auf Rundfunkwerbung oder Kinowerbung, auf die schriftliche Beschreibung und einem vierten Kundentypen kann man im Gespräch ausführlich die Vor-und Nachteile eines Produktes nahebringen.
Die Unterscheidung von Menschen und deren Vorlieben nach Sinnesorganen ist also nicht neu und ist in der Pädagogik für spannenden Unterricht geeignet. Allerdings gibt es durch Frederic Vester anerkannte Tests für die Lerntypen. Schaut man sich die unterschiedlichen Tests im Internet an, findet man sehr schnell große Mängel. Der größte Mangel dieser Tests – die meisten Tests ignorieren moderne Medien komplett. Gut wenn man wenigstens schon „eine Mail“ schreiben als Antwort auswählen kann. Bei Wegbeschreibungen werden aber weder Geolocation noch Google Map erwähnt.
Keine der Lerntypen bedingt übrigens für den Lernenden Vor-oder Nachteile. Auch ein haptischer Lerntyp kann trotzdem ein Hochschulstudium erfolgreich abschließen. Ihm fällt einfach das Lernen durch anfassen oder über motorische Tätigkeiten einfacher, als einem auditiven oder visuellen Lerntyp.
Wo beginnt der Mythos und wo ist die Realität nach Lerntypen?
Die Realität beginnt in der Unterrichtsmethodik. Im Idealfall werden im Unterricht alle vier Methoden verwendet. Das Lehrpersonal bedient den visuellen Lerntyp durch Diagramme und Darstellungen, den auditiven Lerntyp durch dazugehörige Erklärungen, bezieht direkt die Lernenden in Diskussionen zum Thema mit ein und lässt zum Beispiel ein passendes Modell zum Thema durch die Reihen der Lernenden gehen.
Wichtig zu wissen ist: keiner ist nur „ein reiner Lerntyp“ also kann nur durch Audio, Haptik, Kommunikation oder Visuell lernen. Jeder Mensch ist gemischt und kann „sowohl als auch“ lernen. Es gibt schlicht und simpel einfach nur bevorzugte Kanäle, die bei jedem Menschen schneller oder langsamer funktionieren. Hier unterscheidet sich auch das Marketingmodell in keiner Weise vom Lerntypenmodell.
Auch in Marketingmodellen geht man immer von gemischten Typen aus. Insofern hat Frederic Vesper das Rad nicht neu erfunden. Übrigens, Frederic Vesper ist von Beruf Biochemiker und kommt aus der Systemforschung. Bereits 1975 hat Vesper ein erstes Buch mit dem Titel „Denken, Lernen, Vergessen“ veröffentlicht. Seine Lerntypen haben sich tatsächlich parallel zum Marketingmodell nach Käufer-Kanälen entwickelt.
Und genau hier, sollte berechtigte Kritik einsetzen. Wer als Lehrer den Fehler macht und zum Beispiel in Schulen seine Schüler nach diesen Lerntypen unterteilt, läuft Gefahr Kinder zu einem Berufsweg zu verdammen, die ihnen unter Umständen gar nicht gerecht werden. Nur weil jemand über gute motorische Fähigkeiten verfügt und ein Trapez sich mathematisch leichter merken kann, wenn er ein Modell in Form eines Trapezes in der Hand hatte muss deswegen noch lange nicht Mechatroniker oder Dachdecker werden. Auch ein Chirurg muss über feinmotorische Fähigkeiten verfügen. Gleichzeitig muss er sich jedoch als Student 206 Knochen auswendig merken.
Der Lerntyp ist als Modell für interessanten Unterricht egal in welchem Fach und egal für welches Alter interessant. Es geht also mehr darum, dass man als Lehrkörper alle Sinne seiner Lernenden durch abwechslungsreichen Unterricht anspricht, als um die Klassifizierung der Schüler nach Lerntypen. Ein und der selbe Stoff unterschiedlich dargelegt eröffnet jedem „Lerntypen“ seinen persönlichen Weg zum Erfolg.
Gerade auch bei der Weiterbildung sollten Lehrmeister, Dozenten und Fachpersonal auf diese Besonderheiten des menschlichen Lernens Rücksicht nehmen. Eine gute Lehrkraft wird immer am Erfolg seiner SchülerInnen gemessen.
Bildquelle: stephanie hofschlaeger pixelio de
Quelle: lerntypentest